Der Mond und die Abenteuer der Apollo-Astronauten ist mein Buch über den Erdtrabanten und die Geschichte der Apollo-Mondlandungen. Es erscheint am 3. April 2009 beim HERBIG-Verlag, München, drei Monate vor dem 40. Jahrestag von Apollo 11.
Hier können Sie einen kurzen Auszug aus dem Buch lesen.
Im Spätsommer 1969…
… wurde ich zehn, aber davor waren wir noch, wie damals jeden Sommer, bei unseren Verwandten am Meer. Am frühen Morgen des 21. Juli saß die ganze Familie im engen Flur der Wohnung meiner Großeltern in Split (damals noch Jugoslawien) und starrte gebannt auf die schemenhaften Umrisse Neil Armstrongs, wie er die Leiter von “Eagle” herunter kletterte. Ich weiß noch, dass mein Großvater etwas skeptisch war. Menschen auf dem Mond? So ganz sicher war er sich nicht, dass die NASA uns da nicht an der Nase herum führte.
Falls Sie die Szene schon lange nicht mehr gesehen haben, hier der entscheidende Moment von Apollo 11. Neil Armstrong steht auf der untersten Stufe der Leiter der Mondfähre, beschreibt kurz die Konsistenz des Mondbodens und betritt schließlich als erster Mensch einen anderen Himmelskörper.
Im Bild eingeblendet sehen Sie den Text des Originaltons.
Für viele Menschen war das damals eine wirklich spannende Sache, aber es dauerte nicht lange und sie verloren das Interesse an den nun immer wiederkehrenden Mondlandungen. Von Apollo 12 gab es kaum Live-Bilder vom Mond, nachdem eine Kamera versagt hatte, Apollo 13 war angesichts der drohenden Katastrophe noch einmal spannend, Apollo 14, 15, 16 und 17 aber interessierten das große Publikum nicht mehr. Zum Teil nahmen die US-Sender die Live-Übertragung aus dem Programm, oder Sie wollten von der NASA sogar Geld für die Sendezeit. Man kann anscheinend sogar mit Mondlandungen übersättigt werden – für mich ist das völlig unverständlich, aber es scheint zu gehen. Dabei wurden die Übertragungen vom Mond mit jeder weiteren Expedition technisch immer besser und faszinierender.
Titel der Westdeutschen Allgemeinen vom 22. Juli 1969
Eine eingeschworene Gemeinde von Hardcore-Raumfahrt-Fans, verbrachte aber auch 3 Jahre nach der ersten Landung immer noch Nächte vor dem Fernsehgerät. Wenn meine Eltern es erlaubten und das deutsche Fernsehen eine Übertragung im Programm hatte, dann saß ich stundenlang gebannt vor der Mattscheibe. Männer mit dicken Hornbrillen saßen im Fernsehstudio vor Apollo-Modellen aus Pappe, und bei Telefonschaltungen aus Houston wurde das Foto des Korrespondenten mit Hörer in der Hand eingeblendet. Einen Videorekorder hatte damals kaum noch jemand außerhalb der NASA. Aber wenn ich ihn gehabt hätte, dann hätte ich heute noch jede Minute der Übertragungen vom “Cape”, aus Houston auf Band. Heute habe ich einige der Originalfilme auf DVD, und manchmal sehe ich mir Ausschnitte aus Dokumentationen zu Raumfahrt-Themen auf “youtube” an. Irgendwann nach der ersten oder zweiten Landung kam ein Sonderzug an den Landshuter Bahnhof, wo wir damals lebten. Raten Sie mal, wer einer der ersten war, die den “MOONROCK EXPRESS” besuchten! Dort gab es einen Splitter eines der Steine zu sehen, die Armstrong und Aldrin aus dem Meer der Ruhe mitgebracht hatten, und dagegen fand ich sogar die Stones langweilig.
Als Schüler waren meine Hefte voll mit Skizzen von Mondfähren und Saturn-V-Raketen, hier eine davon, sie müsste etwa von 1970 sein, ich war elf Jahre alt. Das Bild zeigt “Eagle”, das Lunar Module von Apollo 11, kurz vor dem Aufsetzen. Damals wußte ich noch nicht, dass das vordere Landebein keinen Fühler hatte. Und auch sonst hat die Grafik einige Schwächen. Damals aber gab es in meiner Umgebung niemanden, der besser Mondfähren zeichnen konnte.
Weil ich nicht selbst zum Mond fliegen konnte (die NASA hatte damals keine Absichten, 12-jährige Jungs aus Bayern, die schlecht in Mathe waren, zu Astronauten auszubilden), verlegte ich mich später auf’s Fliegen. In einer 150 PS starken Piper Warrior kann man die Fluchtgeschwindigkeit der Erde nicht wirklich überwinden, und für eine Landung auf dem Erdtrabanten ist sie auch sonst nicht wirklich gut ausgestattet, aber immerhin: Wenn man an einem klaren Wintertag drei Kilometer hoch fliegt und im stahlblauen Himmel den Vollmond über sich hängen hat, dann fühlt man sich – entsprechende Phantasie voraussgesetzt – wenigstens ein bißchen wie in einem Raumschiff, … von der Erde abgekoppelt.
Nachdem ich 2002 mein erstes Buch “Abenteurer der Lüfte” geschrieben hatte und dieses über mehrere Jahre lang gut lief, hatte ich 2007 die Idee, ein Buch über den Mond und die Apollo-Flüge zu schreiben. Irgendwann war mir aufgefallen, dass sich Apollo 11 im Juli 2009 zum 40. Mal jähren würde, meiner Meinung nach ein guter Zeitpunkt für ein Buch über die Mondmissionen.
Warum aber überhaupt ein neues Buch über Apollo? Wurde darüber nicht schon genug geschrieben? Ich finde: nein! Natürlich erschienen über die Jahre jede Menge von Raumfahrtbüchern, die alle natürlich auch von Apollo handelten. Was mich an fast allen davon stört, ist ihre wenig spannende Beschreibung des Fluges zum Mond. Kaum einer der Autoren schien sich wirklich vorstellen zu wollen, was es bedeutet, in einer Konservendose aus Stahl, Alu und Plastik (mit dem Volumen eines VW Golf) zu dritt eine Strecke von 400.000 Kilometern zu überwinden. Was es heißt, über viele Tage in so einer Kapsel quasi vakuumverpackt eingeschweißt mit mehreren Kilometern pro Sekunde durch das Nichts des Alls zu fallen.Wie fühlt sich das an? Das hätte mich immer interessiert, aber niemand schrieb darüber, zumindest nicht auf Deutsch. Wirklich gute Antworten auf diese Frage lieferte mir zum ersten Mal der brilliante Dokumentarfilm “In the Shadow of the Moon”. Er ist entstanden während ich bereits an meinem Buch schrieb.
Eines der spannendsten Jugendbücher über den Flug zum Mond schrieb einer der Beteiligten. Michael Collins’ “Flying to the Moon” erschien leider nie auf Deutsch.
Auch technisch sind die meisten hierzulande erschienen Apollo-Bücher wenig fundiert. Will man den Leser nicht überfordern? Viele Raumfahrt-Autoren wollten ihren Lesern keine allzu tiefen Einblicke in diese faszinierende Technologie ermöglichen weil sie sie offenbar selbst nie verstanden haben – oder sie (bzw. ihre Verlage) hielten die Materie für zu langweilig. “Raumfahrtbücher liegen wie Blei in den Regalen der Buchhandlungen”, sagte mir mal ein Verlagsmanager zu der Zeit als ich gerade anfing, einen Verlag für mein Mondbuch zu suchen. Tatsache ist, dass es zwei Arten von Apollo-Büchern gibt: Diejenigen, in denen Physik und Technologie so banal vereinfacht dargestellt werden, dass man nichts über die wahren Zusammenhänge lernt, oder aber es sind Fachbücher von Spezialisten für Spezialisten, die niemand verstehen kann, der sich nicht hauptberuflich mit Raumfahrt beschäftigt. In den USA gibt es spannende Apollo-Bücher, etwa Andrew Chaikin’s “A Man on the Moon”. Auch dieses erschien nie auf Deutsch.Genau in diese Lücke wollte ich mit “Der Mond und die Abenteuer der Apollo-Astronauten” stoßen. Ein Buch, das die Flüge zum Mond als klassische Abenteuerstories erzählt, in der Tradition spannender Fliegergeschichten, aber eben auch mit Einblicken in die physikalischen und technischen Zusammenhänge. An den Schlüsselstellen aber, etwa beim Anflug auf den Mond, muss man mit den Astronauten in der Mondfähre sein und mitfiebern! Außerdem wollte ich nicht nur etwas von den Mondflügen erzählen, sondern auch vom Ziel, dem Erdtrabanten. Wie ist er entstanden? Woraus besteht er? Was ist die Geschichte seiner Erforschung? Obwohl ich von meinem Konzept überzeugt war, bekam ich vom ersten Verlag, dem ich das Exposé schickte, eine Absage.
Eines der ersten Fotos vom Mond ist diese Daguerrotypie von John Adams Whipple von 1851
Als ich das Exposé dem Münchner HERBIG-Verlag schickte, traf ich dann auf eine Sachbuchlektorin und eine Verlegerin, die meine Idee toll fanden. Und schon nach kurzer Zeit hatte ich einen Vertrag für das Buch in der Tasche. Glück gehabt! Jetzt musste ich es nur noch … schreiben!
Menschen, die gerne mal ein Buch verfassen würden, stellen es sich fast immer am schwierigsten vor, einen Verlag für ihr Buch zu finden. Dabei triftt diese Beobachtung nicht ganz der Kern des Problems: Das schwierigste ist es, ein schlüssiges Konzept zu entwickeln, dieses immer weiter zu verfeinern und immer wieder zu überdenken und auch immer wieder in Frage zu stellen. Die erste Idee ist selten die beste, jedenfalls stimmt das für meine Ideen. Ich habe Schubladen, sorry Festplatten-Verzeichnisse, voll mit unausgegorenen Buchprojekten, die auf den ersten Blick erfolgversprechend sind, aber einer kritischen Durchleuchtung nicht Stand halten: Entweder gibt es keinen wirklichen Markt für das Thema, oder das Konzept ist nicht schlüssig, nicht überzeugend, nicht auf den Punkt gebracht. Deshalb habe ich sie nie weggeschickt. Mein Science Fiction-Roman etwa, über einen Astronauten, der nach wenigen Jahren Flug auf eine Erde zurückkehrt, auf der mittlerweile hundert Jahre vergangen sind: Ein paar der logischen Brüche in der Geschichte konnte ich einfach nie auflösen.
Der Vollmond vom 9. Januar 2009, fotografiert in München. Kamera: Nikon D2X mit Objektiv Nikon AF-S VR 70-200 f2.8 und TC1.7 Telekonverter
Oder aber man begeistert sich selbst für ein Thema, das zur Zeit völlig unverkäuflich ist und niemanden außer einen selbst interessiert. Wenn man von einer Sache begeistert ist, fällt es schwer zu akzeptieren, dass andere sie für todlangweilig halten. Oder aber man wäre als Autor für das gewählte Thema nicht glaubwürdig, etwa weil man keine formale Qualifikation dafür hat. Und so etwas merkt der Leser. Oder man würde gerne über etwas schreiben, von dem man nichts versteht. Wenn man keine Ahnung von einer Materie hat, bleibt einem nur, ein Verschwörungsbuch zu schreiben. Etwa darüber, dass es nie Mondlandungen gegeben hat. Das ist einer der wenigen Auswege für Leute, die von nichts wirklich etwas verstehen, aber trotzdem gerne Bücher schreiben würden. Sie denken sich irgendeinen Käse aus in der Hoffnung, eine Leserschaft zu finden, die sogar noch weniger davon weiß als sie selbst, und sie für ihre Ignoranz bewundert. Da es so viele Menschen gibt, klappt das immer wieder erstaunlich gut. Um absurde Theorien aufzustellen, benötigt man null Vorbildung, man erfindet ohnehin alles wovon man schreibt. Hat man aber ein Konzept und eine klare Vorstellung darüber, wen man mit seinem Buch erreichen möchte, dann ist das aber schon die halbe Miete.Damit will ich nicht sagen, dass es einfach ist, einen Verlag zu finden. Es kann sogar ziemlich schwer sein, und ich kann nur darüber spekulieren, wie viele wirklich gute Bücher es nie bis in eine Druckerei schaffen.
Cockpit der Mondfähre. Das Foto hat Eric Long, der Fotograf des National Air & Space Museums in Washington D.C. gemacht
Anyway – eines Tages im Herbst 2007 lag der Vertrag auf meinem Tisch. Ein Jahr sollte ich Zeit haben. Zunächst schien mir das mehr als genug (die Wahrnehmung hierzu ändert sich allerdings mit dem Fortschreiten der Zeit in Richtung Manuskriptabgabe). Also fing ich an, Fachbücher zu lesen, Internetarchive zu durchforsten, Filme anzuschauen. Dann überarbeitete ich das Konzept für mein Buch. Ich las weiter, bestellte Bücher in Amerika, und DVDs, und überarbeitete mein Konzept erneut. Nach ein paar Monaten hatte ich schon viele verschiedene Fassungen von Inhaltsverzeichnissen, und Tische voller Fachbücher. Nur geschrieben hatte ich noch nichts, oder jedenfalls nur Fragmente. Und langsam tickten die Wochen vorbei. Ich sprach nur noch von Apollo und dem Mond. Wenn ein Freund mit mir ein Gespräch über seine Frau anfangen wollten, schaffte ich es mit wenigen geschickten Winkelzügen, dass wir uns fünf Minuten später über die Technik der Mondfähre unterhielten. Meine Frau und meine Kinder wurden permanent über meine neuesten Erkentnisse auf dem Laufenden gehalten, beim Abendessen hielt ich Referate über die Fluchtgeschwindigkeit der Erde, Raketentechnik und die Navigation im All, vor allem, um zu testen, ob meine Erklärungen brauchbar waren. “Neil Armstrong” wurde für meine Kinder ein vertrauter Begriff, so wie “Oma” für andere Kinder, und ich wartete darauf, das sie begannen, ihn “Onkel Neil” zu nennen. Nachts las ich unter der Bettdecke Fachbücher über Bordcomputer auf meinem Mobiltelefon. Nicht, dass ich das alles verstanden hätte, was ich da las – habe ich nicht – aber ich begann, die Zusammenhänge zu begreifen. Ein Gefühl dafür zu bekommen, wie komplex das Unternehmen Mondflug wirklich war. So spannend wie es wirklich gewesen sein muss, hatte ich mir das alles vorher nie vorgestellt. In meinem Büro hing jetzt eine große Mondkarte.
Anflug auf den Mond: Der phantastische Mondfährensimulator für den PC von Ron Monsen
Das Inhaltsverzeichnis und die Struktur der Buches veränderten sich ständig. Ich fotografierte den Mond mit meinen längsten Teleobjektiven, suchte Bilder aus und machte mich auf die Suche nach jemandem, der mir ein gutes Vorwort schreiben würde. Klar, als erstes dachte ich an Neil Armstrong. Ich schrieb einen Brief an seine Privatadresse, eine Farm in Ohio. Ich wußte natürlich, dass der erste Mann auf dem Mond so etwas nie macht (genauso gut könnte man Bob Dylan um ein Vorwort in einem Buch über ihn bitten), aber ich wollte wohl wenigstens eine persönliche Absage bekommen. Es wenigstens versucht haben. Ich bekam die erwartete Absage, geschrieben von seiner Assistentin – immerhin! Natürlich ohne seine Unterschrift, die ja meistens als Autogramm bei ebay landet.
Absage: Neil Armstrong ließ mir von seiner Assistentin ausrichten, dass er das Vorwort nicht schreiben würde, aber das hatte ich erwartet, denn der “First Man on the Moon” ist nicht an weiterer Publicity interessiert.
Hätte ich mir denken können. Also probierte ich es bei der “ewigen Nummer 2”, Buzz Aldrin. Als zweiter auf den Mond ausgestiegen, und jetzt auch das noch: als zweiter von mir angefragt. Ich schrieb eine e-Mail an sein Büro in Kalifornien und bekam bald eine Antwort: Wegen der Flut von Anfragen könne “Buzz” ein Telefoninterview mit mir führen, falls gewünscht. Für dieses müsse ich allerdings bezahlen. Nachdem ich auf weitere Anfragen (zum Beispiel über die Nebensächlichkeit wie viel ich denn bezahlen solle) keine Antwort mehr erhielt (vielleicht war das ja etwas kleinkariert von mir …), verlief sich die Angelegenheit und ich begann weiter zu suchen.
Schließlich stieß ich bei meinen Recherchen auf einen interessanten neuen Namen: Bill Hartmann ist der Wissenschaftler, der Anfang der siebziger Jahre gemeinsam mit einem Kollegen die Entstehung des Mondes enträtselte. Daneben war er als Astronom und Planetenwissenschaftler an der Planung der Apollo-Flüge beteiligt. Heute beschäftigt er sich mit den Marsmissionen der Zukunft. Nebenher malt er phantastische Bilder mit Weltraummotiven, die mich sofort begeisterten. Wir schrieben uns ein paar e-Mails und Bill erklärte sich bereit, mir in einem Vorwort etwas über seine Gedanken zum Mond zu schreiben. So weit so gut. Nur selbst hatte ich noch nicht viel geschrieben.
Ein Bild von Bill Hartmann. Es zeigt, wie vor viereinhalb Milliarden Jahren ein Protoplanet von der Größe des Mars mit der Erde kollidiert. Aujs den Trümmern der kosmischen Katastrophe bildet sich innerhalb von nur 100 Jahren der Mond.
Langsam nahm die Sache etwas bedrohliche Züge an. Je mehr ich recherchierte, um so mehr wurde mir klar, wie unvollständig mein Wissen über den Mond und über Raumfahrt, vor allem aber auch über die physikalischen Zusammenhänge immer gewesen war. Ich wollte ein Buch über den Mond schreiben, das fesselnd war und spannend, aber erst einmal musste ich meine eigenen Wissenslücken füllen. Ich legte ein Notizbuch an, in dem ich mir Dinge notierte, die den Leser interessieren könnten. Ich bestellte weitere Bücher und begann nun völlig in der Materie zu versinken. Schnell wurde mir klar, dass es so eine Fülle von interessanten Themen, Forschungsergebnissen, Daten, Theorien und Anekdoten zum Thema Mond und Mondflüge gibt, dass die Gefahr groß war, dass ich mich verzetteln würde. Ständig überarbeitete ich mein ursprüngliches Buchkonzept und nach einem halben Jahr Arbeit war kaum noch etwas davon übrig. Ich hoffte, dass der Vertrag mit dem Verlag auch noch für das Buch gültig wäre, an dem ich jetzt schrieb.
Wann geht der Mond in einer bestimmten Phase auf beziehungsweise unter? Eine Grafik hilft, den Zusammenhang zu verinnerlichen. Auszug aus meinem Notizbuch
Komplexes Mobile: Die Neigung der Mondbahn gegenüber der Ebene der Erdbahn um die Sonne (“Ekliptik”) beträgt 5, 1 Grad. Die Erdachse ist gegenüber der Ekliptik um 23, 5 Grad geneigt – wodurch die Jahreszeiten entstehen. Aber auch die Rotationsachse der Sonne hat eine Neigung: 7, 25 Grad zur Ekliptik.
Schließlich, das Frühjahr 2008 war schon weit voran geschritten, blieb mir nichts anderes übrig: Ich musste mich endlich vom Studium des Mondes losreißen und anfangen zu schreiben. Gegen das Schreiben selbst ist ja alles anderes ein Kinderspiel. Recherchieren, lesen, Filme ansehen – das sind ja vergnügliche Beschäftigungen. Das Schreiben selbst aber ist ein echter Knochenjob, vor allem wenn man selbstkritisch daran geht. Bei mir ist es so, dass ich jedes Kapitel so oft überarbeite und verändere, bis es mir im wahrsten Sinne des Wortes zum Hals heraus hängt. Dann muss ich es eine Weile liegen lassen, und wenn ich es dann das nächste Mal durchlese, fallen mir jede Menge Schwächen auf und ich denke darüber nach, wie ich jemals auf die Idee gekommen bin, Bücher zu schreiben.
Mondbüro München-Schwabing 2008.
Im Oktober 2008 hatte ich das Buch in der ersten Version fertig. Noch in unserem Sommerurlaub am Meer im August war das Manuskript ziemlich unausgegoren gewesen. Ich hatte einen Ausdruck dabei gehabt, in den ich mir jeden Abend Anmerkungen schrieb, aber so richtig arbeiten kann ich in den Ferien nicht. Dafür fotografierte ich nachts den Mond, unter anderem die partielle Mondfinsternis am 16. August 2008.
Partielle Mondfinsternis vom 16. August 2008, fotografiert von der Insel Hvar, Kroatien
Aber als ich Anfang September wieder am Schreibtisch saß, wußte ich, dass ich mich jetzt ranhalten musste. Mitte November war als Abgabetermin vereinbart, ich hatte also noch zehn Wochen Zeit. Klingt eigentlich nach viel Zeit – ich höre ständig von Sachbuchautoren, die ihre Bücher in sechs Wochen schreiben. Wie sie das machen, ist mir allerdings schleierhaft. Am 1. Oktober hatte ich die Rohfassung fertig und schickte das Manuskript wie vereinbart an meinen Bekannten Jörg Ruthel in Strassburg. Mit Jörg arbeitete ich früher am EADS-Magazin “Planet Aerospace” zusammen, für dessen französische Ausgabe er viele der Übersetzungen machte. Darüber hinaus ist er aber auch – im Gegensatz zu mir – ein studierter Literat mit hervorragendem Urteilsvermögen. Ich hatte ihn gebeten, das Manuskript durchzusehen, bevor ich es dem Verlagslektorat schicken wollte. Völlig betriebsblind, wie ich mittlerweile war, wollte ich mit diesem Schritt vergewissern, dann meine Einschätzung des Geschriebenen nicht völlig daneben lag. Kurz darauf bekam ich schon das erste Feedback von Jörg. Er fand, dass ich noch etwas Arbeit in die Struktur und Gliederung des Buches stecken sollte, und er schlug auch gleich konkret eine Verbesserung vor. Wir stellten ein paar Kapitel in der Reihenfolge um, ich schrieb ein paar der Übergänge neu und überprüfte, ob die Bezüge noch stimmten. Anschließend arbeiteten wir zwei Wochen daran, das Manuskript zu verfeinern, Fehler zu finden, Redundanzen zu beseitigen. Mir war klar, dass es diese Arbeiten waren, die aus einem Manuskript ein gutes Buch machen würden, und tatsächlich machten wir noch viele kleine Änderungen. Langsam gewann das Buch nun an Format. Hatte ich Wochen vorher noch große Zweifel (“Ich lösche es jetzt komplett, zahle den Vorschuß zurück und schreibe nie wieder eine Zeile”!), begann es nun sogar mir selbst zu gefallen. Das konnte wirklich noch mit einem gedruckten Buch enden!
Bücher schreiben heißt vor allem eines. überarbeiten, überarbeiten, überarbeiten – und selbst nach der dritten Überarbeitung sollte man kritisch bleiben. An manchen Kapiteln schrieb ich Tage – und habe sie dann gelöscht. Wer glaubt, dass er in der ersten Version seines Sachbuchtextes bereits etwas druckreifes auf den Bildschirm bringt, irrt sich.
Am 7. November schickte ich das Manuskript an meine Lektorin im Verlag, Frau Rieth-Winterherbst. Und noch einmal hatte ich großes Glück. Frau Rieth-Winterherbst, die zum ersten Mal ein Raumfahrtbuch in Bearbeitung hatte, entdeckte in der folgenden Zeit Tag für Tag kleine Schwachstellen oder Passagen, in denen ich mich mißverständlich, unpräzise – oder einfach falsch – ausgedrückt hatte. Nachdem Jörg Ruthel das Buch durchgesehen hatte, war ich im Grunde der Meinung gewesen, es könne nun maximal noch ein paar Tippfehler beinhalten. Dann kam meine Lektorin mit ihrem frischen Blick und behob – bis zum letzten Tag! – noch jede Menge kleiner – und ein paar große! – Unstimmigkeiten. Aber das wußte ich auch vorher schon: Ein guter Text entsteht durch Feinschliff.
Schließlich war es so weit, der Text war fertig. Ich auch. Jetzt kam noch die Aufgabe der Bildauswahl auf mich zu. Normalerweise ist das etwas, das ich gerne mache. Für einen Artikel die acht oder zehn treffendsten Bilder auszuwählen, fällt mir leicht. In diesem Fall aber hatte ich die Qual der Wahl. Von den Apollo-Missionen existieren zehntausende hervorragender Bilder. Die auf dem Mond aufgenommenen sind 6×6-Dias, aufgenommen in hoher Qualität mit Hasselblad-Kameras. Die NASA hat sie so gut wie alle eingescannt und sie sind alle in hoher Auflösung frei verfügbar. In den meisten Raumfahrtbüchern werden immer und immer wieder dieselben Motive verwendet, vielleicht weil man damit am wenigsten Arbeit hat und diese “eine sichere Sache” sind. Ich wollte aber auch ungewöhnlichere Bilder verwenden, die man noch nicht kennt. Darüber hinaus gibt es Archive voller Dokumente bei der NASA: Konstruktionszeichnungen, Manuals, Schaltpläne, Gesprächsprotokolle, Briefe.
Das “Taurus-Littrow”-Tal auf dem Mond, eine Landschaftsaufnahme von Apollo 17
Auf jeden Fall sollten auch ein paar der Portraits in das Buch kommen, die ich im Lauf der Jahre von einigen der Apollo-Astronauten selbst gemacht hatte. 2003, bei den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des ersten motorisierten Fluges der Brüder Wright in Kitty Hawk, North Carolina, saß ich in einer Pressekonferenz als Neil Armstrong plötzlich ein paar Meter neben mir stand. Auch Buzz Aldrin war damals anwesend, ebenso wie John Glenn, der erste Amerikaner im All. Frank Borman und Bill Anders von Apollo 8 traf ich beide auf einer Flugschau in Florida, an der sie mit ihren P-51 “Mustang” teilnahmen.
Nachdem ich mühevoll 60 Bilder ausgesucht hatte (nicht das Aussuchen ist eigentlich mühsam – viel anstrengender ist das Weglassen!) legte ich meine Auswahl auf das Desktop. Gefiel mir gut, aber irgendwas fehlte, Ein Highlight, irgend etwas Witziges. Als mein Blick auf die Zeichnung an meiner Bürotür fiel, die mein Sohn Marjan von “Columbia” und “Eagle” gemacht hatte, war alles klar. Die musste auch noch rein! Ich dachte an hundert mit Mondfähren vollgekritzelte Schulhefte, und jetzt, beinahe 40 Jahre nach Apollo 11, hatte mein Sohn auch ein Command Module und ein Lunar Module gezeichnet. Der Kreis hatte sich geschlossen, das Buch war fertig. Den Umschlag hat übrigens meine Frau Nicola entworfen.
Das ist die Zeichnung von Mutterschiff “Columbia” und “Eagle”, die Marjan zum Mondbuch beigesteuert hat. Er war nur etwas älter als sechs als er sie machte. Er kam im Herbst 2008 in mein Büro (ich arbeite zuhause), während ich eben dabei war, die Bilder für das Buch auszusuchen, und zeigte sie mir stolz: “Ich mache jetzt auch ein Mondbuch, Papi!”. Die Grafik zeigt die beiden Raumschiffe im Mondorbit. Gleich wird “Eagle” abkoppeln und zum Meer der Ruhe hinab sinken.
Diesen Freitag (3. April), so habe ich gehört, soll das Buch ausgeliefert werden. Marjan und ich haben beschlossen, dass wir uns dann heimlich in eine Buchhandlung schleichen werden und uns auf die Lauer legen. Vielleicht haben wir ja Glück und können einen Interessenten dabei beobachten, wie er neugierig in unserem Mondbuch blättert. Oder vielleicht kauft sogar jemand eines, während wir kichernd (und stolz) inkognito daneben stehen!
München, März 2009,
Alexis von Croy
PS.: Über die Jahre habe ich ein paar Memorabilia zu den Mondlandungen gesammelt. Ich bin kein wirklich enthusiastischer Sammler, da gibt es ganz andere Kaliber, die auf Auktionen winzige Teile des Hitzeschilds einer Apollo-Kapsel kaufen, oder für viele tausend Dollar eine der Wasserpistolen, mit denen die Apollo-Crews damals irgendwo zwischen Erde und Mond ihre Instant-Mahlzeiten zubereiteten. Wenn man im Internet forscht, ist es erstaunlich, was es noch alles zu kaufen oder zu ersteigern gibt. Ich habe nur ein paar Autogramme und andere kleine Sachen.
Hier eine kleine Führung durch mein Apollo- und Mondmuseum:
Ich war schon 35, als das Internet langsam in Schwung kam. Damals begann ich, gelegentlich nach Apollo-Memorabilia zu forschen. Zu den wenigen Pretiosen meiner kleinen Sammlung gehört dieses Autogramm (oben) von Neil Armstrong neben einer Sonder-Briefmarke. Ich habe es bei ebay-USA ersteigert.
Wie das Autogramm habe ich auch diese Schallplatte von 1969 vor ein paar Jahren bei ebay ersteigert.
Das hier ist ein Original-Fotoabzug für die Presse von Apollo 15, den ich im Souvenirshop des Raumfahrtzentrums in Cape Canaveral für neun Dollar gekauft habe. Das Bild zeigt den Mond-Canyon “Hadley-Rille”, nahe der Landestelle. An jenem Tag stand in dem Laden ein ganzer Karton mit solchen Bildern, offenbar hatte man irgendwo auf dem Gelände ein Büro ausgeräumt. Aber ich habe nur dieses eine gekauft. Klar, heute gibt es alle Bilder von Apollo online, aber ein alter Schwarzweißabzug (mit NASA-Stempel auf der Rückseite !) hat doch mehr Charme.
Erstagsbriefe sind Raumfahrtsouvenirs, die man in ebay oft findet. Dieser hier, von Apollo 11, ist allerdings sehr selten, auch wenn nur zwei der Autogramme “echt” sind: die von Buzz Aldrin und Michael Collins. Die Unterschrift von Neil Armstrong ist von einem Automaten gemacht, “Autopen” heißt sowas.
Mein wertvollstes Stück ist dieses Original-Autogramm von Buzz Aldrin auf dem berühmten Bild, das ihn auf dem Mond zeigt (das hier ist ein Ausschnitt). Eric Long, der Fotograf des Air & Space-Museums in Washington D.C., hat es mir 2003 geschenkt. Danke Eric!
Das hier ist ein Autogramm des Apollo 17-Kommandanten Gene Cernan auf einem großen Panorama-Bild vom Mond, das mein Büro schmückt. Habe ich bei Mike Constantine (www.moonpans.com) bestellt!
Das hier ist ein Teil meiner Apollo-Bibliothek. Die drei besten Apollo-Bücher, die ich habe sind:
1. HOW APOLLO FLEW TO THE MOON von W. David Woods. Ein tolles Buch, in dem der Autor die Technik von Apollo bis ins Detail so erklärt, dass auch der technisch interessierte Laie sie versteht. Nach dieser Lektüre war mir vieles zum ersten Mal klar. Allerdings geht das Buch wirklich weit ins Detail.
2. DIGITAL APOLLO von David Mindell. David, ein Professor der Massachusetts Institute of Technology (MIT), hat in diesem Buch zum ersten Mal präzise die Konzepte, die Hardware und die Software von Apollo erklärt. Wie wurde navigiert, wie funktionierte der Autopilot von Apollo, wie waren die Computer beschaffen? Ein faszinierendes Buch für jeden Apollo-Fan, ich fand es spannend wie einen Krimi.
3. VIRTUAL APOLLO und VIRTUAL LM schließlich sind unglaubliche Bücher. Scott Sullivan hat die beiden Raumschiffe von Apollo (Kommandokapsel und Mondfähre) mit Hilfe moderner CAD-Programme am Bildschirm bis ins kleinste Detail nachgezeichnet, alles nach Originalplänen und Fotos. Ein Muss für Apollo-interessierte Ingenieure und Modellbauer, aber nicht nur.
Leider sind diese Bücher bis heute nur auf Englisch verfügbar. Bekommen kann man sie aber problemlos über amazon.
Der Mond und Abenteuer der Apollo-Astronauten … Errata
Dieses Buch wurde gründlich recherchiert, von einem Profi gegengelesen und von einer sehr gründlichen Lektorin gemeinsam mit dem Autor überarbeitet. Dennoch sind uns ein paar kleine Fehler und Unstimmigkeiten durchgerutscht. In zukünftigen Auflagen werden diese selbstverständlich berichtigt.
18.4.2009, Alexis von Croy
S. 83: Der erste Satellit der USA, Explorer 1, wog zwar lediglich 14 Kilogramm, war aber natürlich nicht „handballgroß”. Explorer 1 glich mit weniger als 20 Zentimeter Durchmesser und über zwei Meter Länge eher einem überdimensionalen Bleistift.
S. 93: Der erste Mensch im All, Juri Gagarin, kam nicht 1969, dem Jahr der ersten Mondlandung, sondern bereits 1968 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
S. 269: Die amerikanische Sonde „Lunar Reconnaissance Orbiter” startete nicht, wie kurz vor Drucklegung des Buches noch vorgesehen, im März 2009, sondern wird voraussichtlich im Juni 2009 zum Mond aufbrechen.
Und dann sind da noch zwei missverständliche Passagen:
S. 61: Mit „(der Mond) ist einfach jede Nacht da” ist natürlich nicht gemeint, dass der Mond jede Nacht sichtbar ist. Es hätte besser heißen müssen „er ist in den meisten Nächten am Himmel zu sehen”.
S. 184: James Lovell war nicht der einzige Astronaut, der zwei mal bis zum Mond flog – auch Gene Cernan und John Young waren bei zwei Apollo-Mondflügen an Bord. Gemeint ist, dass James Lovell der einzige Astronaut ist, der zwei mal zum Mond flog, aber nie landete!
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