Was mich an meiner Cirrus SR22-G2 (Baujahr 2006, Seriennummer 2206) vom ersten Tag störte, war die billig aussehende und schlecht passende Plastikverkleidung um die Avionik. Sowohl bei der älteren G1 als auch bei allen Modellen ab der G3 ist das schöner gelöst.
Bei Jim Barker, Cirrus-Technik-Mastermind in den USA, recherchierte ich, ob es eine Möglichkeit gibt, die Avionik-Verkleidung der G3-Modelle in meine Cirrus einzubauen. Bingo! Ja, sagte Jim, das habe er vor kurzem bereits bei einer Kundenmaschine gemacht – und es sei auch sehr schön geworden. Auch das Teil könne er mir besorgen, ich solle mich aber setzen bevor er mir den Preis nennen würde. 800 Dollar. Ehrlich gesagt: Ich hatte nichts anderes erwartet.
Als Jim kurz darauf nach Deutschland kam, um ein paar Cirrus-Flugzeuge zu warten, brachte er das Teil mit, und gemeinsam bauten wir es während der 50-Stunden-Kontrolle im Frühjahr 2014 ein.
So wird das “G3 Avionics Bezel” in eine G2 eingebaut
Zunächst muss ein Punkt geklärt werden. Hat die Maschine noch die kleineren Belüftungsdüsen im Panel, oder ist es bereits eine spätere G2 mit den größeren “Vents”, so wie sie auch in der G3 verwendet werden? Sind die kleinen Düsen eingebaut, müssen diese ebenfalls besorgt werden.
Natürlich ist die Angelegenheit nicht ganz so banal, wie man zunächst meint (“alte Blende raus, neue Blende rein”). Es müssen einige Anpassungsarbeiten vorgenommen werden, und will man nicht nachträglich noch ein paar extrem teure Teile bei Cirrus nachbestellen müssen (etwa weil man sich verschnitten hat …) führt man diese Arbeiten besser mit der entsprechenden Sorgfalt aus.
So haben wir es gemacht:
- Avionik vorsichtig aus den Schächten ziehen (dazu benötigt man das kleine Werkzeug, um die Verriegelungen zu lösen, erhältlich etwa bei Avionik Straubing)
- Die vorhandene Avionikverkleidung abschrauben.
- Die Lüftungsdüsen ausbauen, dazu muss auf der linken Seote des Panels der mechanische Höhenmesser gelöst werden, sonst kommt man nicht an die Schläuche. Rechts wird die untere Verkleidung des Panels (“Kick plate”) gelöst und der Computer des EGPWS-Systems gelöst.
- Vorsichtig die Leiste mit den Elektrikschaltern ausbauen.
- Aufwendig ist, dass man für den Einbau der G3-Verkleidung nicht nur diese, sondern auch links und rechts die darunterliegende (hellgraue oder beige) Verkleidung ausbauen muss. Dazu muss das Glareshield entfernt werden (GPS-Antennen abstecken!) Vorher aber steckt man die neue Verkleidung provisorisch auf und zeichnet mit einem dünnen Bleistiftstrich an, wie weit sie die darunter liegende Verkleidung überlappt. Diese Arbeit muss extrem sorgfältig ausgeführt werden, da sonst die Überlappung nicht stimmt und das Ergebnis teurer “Pfusch” ist.
- Wenn die untere Verkleidung ausgebaut ist, muss sie zerschnitten werden. Jim hat die Kante mit Klebeband markiert und mit einer festen Sattlerschere geschnitten.
- Leider wird die G3-Verkleidung nicht mit bereits ausgeschnittenem Avionikschacht geliefert, man muss dies selbst machen. Diese Arbeit hat das größte Potential, um das wertvolle Neuteil zu zerstören, deshalb sollte das jemand machen, der solche Arbeiten beherrscht. Jim hat das Plastik (perfekt!) mit einem kleinen Sägeblatt auf der Bohrmaschine ausgeschnitten.
- Zunächst werden dann die beiden modifizierten linken und rechten Hälften der unteren Verkleidung wieder eingebaut, darüber kommt dann leicht überlappend die neue Avionikverkleidung. Wenn diese nicht perfekt sitzt, kann man sie etwa mit starkem Kunststoff-Klettband besser fixieren, meinte Jim. Aber bei meiner Maschine war das nicht notwendig.
- Im letzten Schritt wird alles wieder zusammengebaut: Elektrikschalter, Lüftungsdüsen, Verkleidungen. Beim Einsetzen der Avionik akribisch darauf achten, dass alle Geräte perfekt sitzen und keiner der Pins verbogen wird.
Wir haben für die Arbeit einen halben Tag gebraucht. Viel Aufwand und Geld, aber das Ergebnis ist überzeugend und wertet den Innenraum der Maschine enorm auf.
UPDATE FEBRUAR 2024: Leider hat Cirrus die Ersatzteilpreise in einer Weise erhöht dass dieser Umbau – zumindest mit einem Neuteil! – nicht mehr sinnvoll ist. Momentan kostet das “G3 Avionik-Bezel” $ 8200 (nein, ich habe mich nicht vertippt) .. das wären dann mit Fracht und deutscher Einfuhr-Umsatzsteuer ca.€ 10.000 für ein Plastikteil, das wirklich nicht sonderlich hochwertig ist. Und auch das nur wenn der Zollbeamte versteht, dass auf Flugzeugteile kein Zoll anfällt, was leider auch nicht gewährleistet ist.
Wenn Sie also oben lesen, dass mich 2014 der Preis von $ 800 “umgehauen” hat, was kann man dann noch sagen wenn sich dieser Preis verzehnfacht (!) hat. Mir fehlt jedenfalls jedes Verständnis für diese Politik von Cirrus. Oder will das Unternehmen etwa verhindern, dass Eigner ihre älteren Maschinen verbessern? Könnte man so mehr Neuflugzeuge verkaufen? Ich bezweifle, dass diese Strategie aufgehen könnte.
Es bleibt also nur die Möglichkeit ein Gebrauchtteil aus einer G3, G5 oder G6 zu finden .. manchmal gelingt das. Aber speziell dieses Teil ist, verständlicherweise, momentan sehr gesucht …
Eine kurze Fotodokumentation:
Zum Schluß noch die Ersatzteilnummer für das “G3 Avioncs Bezel” und ein Tipp: Beige Teile sind oft sehr viel günstiger zu bekommen als schwarze und lassen sich problemlos schwarz einfärben. Manchmal finden sich auch Gebrauchtteile aus ausgeschlachteten Flugzeugen.