Ein relativer niedriger Spritstand und eine Fuel-Warnung auf dem MFD bei einem Rückflug aus Tschechien vergangene Woche führte dazu, dass ich mal genau wissen wollte, wie viel AVGAS ich in so einem Fall tatsächlich noch in den Tanks habe. Ich wollte aber auch wissen, was es bedeutet wenn eine Tankanzeige schon relativ weit unten ist. Kann man den mechanischen Uhren überhaupt vertrauen?
In der Regel wird man ohnehin dem elektronischen Totalizer in Bezug auf Gesamtmenge vertrauen – dieser ist sehr genau. Was aber wenn man vergessen hat, den Totalizer beim Tanken zurückzusetzen oder den Spritstand unbeabsichtigt verstellt hat? Und natürlich liefert der Totalizer auf dem MFD auch keinerlei Aussage darüber, wieviel Sprit in den einzelnen Tanks ist. Mich interessierte, ob die Anzeigen der “Uhren” irgend etwas mit der Realität zu tun haben.
Das hier war der Spritstand lauf MFD nach meiner Landung in Landshut:
So sah das auf der Fuel-Seite aus, 20.2 Gallonen entsprechen natürlich 76 Liter (Auf der Engine-Seite wird der Sprit immer in Gallonen angezeigt, auf der Fuel-Seite kann man zwischen Gallonen und Litern wählen:
Bei 76 Litern / 20.2 Gallonen zeigten die mechanischen Tankuhren (Flugzeug stand exakt gerade auf dem Boden) diesen Spritstand an. Linker Tank: 13 Gallonen, rechter Tank 24 Gallonen. Zusammen also 37 Gallonen, das wären fast genau 140 Liter, also fast die doppelte Spritmenge, die der Fuel Totalizer anzeigte.
Jetzt tankte ich die Maschine bis zum Stehkragen voll. In den rechten Tank passten 118, 24 Liter, in den linken 110, 31 Liter, zusammen also 228, 55 Liter. Zieht man das von den 306 ausfliegbaren Litern ab, so waren noch 77 Liter in den beiden Tanks. Der Fuel Totalizer zeigte die Restmenge auf einen Liter genau an!
Resultate der Messungen:
Die rechte Tankanzeige zeigte 24 Gallonen an (91 Liter) tatsächlich aber waren nur 35 Liter im Tank. Fehler: 56 Liter (mehr als eine Stunde Flugzeit bei ca. 50 l/h). Die linke Tankanzeige stand bei 13 Gallonen (49 Liter), im Tank waren 43 Liter. Der Fehler betrug 6 Liter, ein akzeptabler Wert.
Fazit:
Den mechanischen Tankanzeigen – erfahrene Piloten wussten das schon – kann man nicht vertrauen! Wenn man die Maschine alleine fliegt und sich den Spritstand des Totalizers im MFD nach jedem Flug notiert – und ihn vor jedem Flug auf Plausibilität prüft – dann kann man der Durchflussmessung und dem Computer vertrauen. Die Gefahr liegt darin, dass man den Spritstand am MFD unbeabsichtigt nach oben verstellt hat, bzw. das System nicht diszipliniert bedient, es etwa nach dem Tanken nicht korrekt zurücksetzt oder (nach einer Teilbetankung) die falsche Spritmenge eingibt. Die einzige Gefahr: Sollten Tanks oder Drainventile undicht sein so ist die Anzeige des Totalizers nutzlos. Es ist also sinnvoll auch gelegentlich die mechanischen Anzeigen in den Scan miteinzubeziehen.
Als Backup ist ein “kalibrierter” Stock gut, um die Spritmenge in beiden Tanks manuell prüfen zu können. Einen speziellen “Fuel Stick” für die SR22 gibt es etwa bei Aircraftspruce.com.